Psychosoziale Notfallversorgung für Seeleute: unterstützend wenn Schreckliches passiert ist

Die Psychosoziale Notfallversorgung (PSNV) der Deutschen Seemannsmission hilft Seeleuten bei der Bewältigung von extrem belastenden Ereignissen an Bord.

Zur See fahren – ein besonderer Beruf

Leben und Arbeiten an Bord ist schon im normalen Alltag mit vielen Stressfaktoren verbunden, also mit psychischen Belastungen für die Seeleute. Dazu zählt unter anderem:

  • Einsamkeit,
  • lange Abwesenheit von Zuhause
  • Isolation von sozialen Kontakten (Freunde, Familie)
  • lange Arbeitszeit, wenig Ruhe
  • wenige Möglichkeiten zum Ausgleich
  • wenig gesunde Bewegung / Sport

Damit gibt es oft schon eine hohe Grundbelastung. Siehe dazu auch den Artikel zur psychischen Gesundheit an Bord: Mental Health – schon immer Thema der Seemannsmission!

Besondere psychische Belastungen

Dazu können zusätzlich belastende Ereignisse eintreten:

  • schwere Arbeitsunfälle,
  • plötzlicher Tod eines Kollegen,
  • Stürme mit Lebensgefahr,
  • Suizid,
  • Ladungs- oder Schiffsbrände,
  • Kollisionen, Havarien
  • Piraterie, Überfälle
  • Angriffe auf Schiffe, wie zuletzt im Roten Meer
  • Personen über Bord oder die
  • Seenotrettung von Flüchtlingen.

Diese Extrem-Situationen erfordern eine gute Krisenintervention und verantwortungsvolle psychosoziale Betreuung, um solche Vorfälle besser zu verarbeiten. Dies soll gesundheitliche Folgen, wie z.B. Schlafstörungen, Konzentrationsprobleme oder auch Posttraumatische Belastungsstörungen verhindern oder beitragen diese möglichst früh zu erkennen und zu behandeln.

Im Jahr 2022 hatte die Deutsche Seemannsmission (DSM) weltweit 47 Einsätze, die diese besondere Fach- und Feldkompetenz benötigten.
In den letzten Wochen 2023 und Anfang 2024 waren es allein 10 Einsätze.

Interkulturelle und Interreligiöse Kompetenz ist dabei wichtig. Und das Wissen: Wie ticken Seeleute? Wie funktioniert das Bordleben? Was gilt es angesichts der Arbeitsverhältnisse an Bord zu beachten? Wann legt das Schiff an? Wann ist ein guter Zeitpunkt an Bord zu gehen?
PSNV-Einsatzkräfte „von Landseite“ haben dieses zusätzliche Spezialwissen nicht. Wir können Seeleute in ihrem Kontext betreuen und beraten.

Von hinten gesehen: ein Mitarbeiter der Seemannsmission mit Leuchtweste steht neben einem Seemann in blauem Overall und legt ihm die Hand auf die Schulter- Symbolbild PSNV
Symbolbild (von Diakonie SH, Jonas Czok)

Wie können Reedereien Hilfe bekommen?

Nach belastenden Ereignissen an Bord können sich Reedereien, Agenturen und Schiffsleitungen bei uns melden. Wir organisieren dann, dass Seeleute im nächsten Hafen betreut werden, nach Möglichkeit durch unsere eigenen PSNV-Fachkräfte. Sonst nutzen wir unser internationales Netzwerk.

Im Flyer für Reedereien und Agenturen finden Sie weitere Infos, auch unsere 24-Stunden-Telefonnummer für Notfälle.

Helpf für seafarers: Handling stressful events (Download flyer)

Vorsorge ist besser!

Wir kooperieren gerne mit den für die Crew verantwortlichen und informieren über die Möglichkeiten der Betreuung nach Vorfällen und die Vorsorge.
Ein sehr wichtiger Teil der Prävention ist auch eine Schulung der Seeleute, vor allem die Beratung der Schiffsleitung, und der für das Crewing verantwortlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an Land. Damit Sie uns in Notfällen gut erreichen können, stellen wir Ihnen gerne unsere 24-Stunden-Rufnummer zur Verfügung.

Melden Sie sich für weitere Auskünfte gerne bei unserem PSNV-Koordinator Dirk Obermann.


PSNV im Überblick

Gut ausgebildet für PSNV:

Zurzeit haben wir über 45 psychosoziale Fachkräfte, die in zertifizierten Kursen für PSNV / Notfallseelsorge ausgebildet wurden. Unser Kooperationspartner für speziell angepasste In-House-Kurse ist die Bundesvereinigung SbE (Stressbearbeitung nach belastenden Ereignissen – Link: SbE-Bundesverband ) Damit verfügt die Deutsche Seemannsmission über das fachliche Wissen und die notwendige Feldkompetenz in der Welt der Seefahrer, um Seeleuten nach belastenden Ereignissen gut betreuen zu können.  

Feldkompetenz im maritimen Umfeld:

Deutsche Seemannsmission ist seit über 135 Jahren Betreuung von Seeleuten im Alltag und in besonderen Situationen. Unsere Mitarbeitenden arbeiten täglich mit Seeleuten. Sie kennen die Lebens- und Arbeitsbedingungen an Bord. Sie wissen, welche Regeln und Verhaltensweisen an Bord, im Hafen und auf den Terminals gelten. Sie sprechen neben Deutsch und Englisch oft auch eine zusätzliche dritte Sprache. Sie hören, was Seemänner und Seefrauen aus ihrem Alltag berichten. Sie bekommen mit, wie die Menschen auf See in besondere Krisen erleben. Sie haben ein offenes Ohr und geschärfte Sinne, um auch die Sorgen hinter dem Lächeln zu sehen. Oft heißt es auf die erste (und zweite) Frage: „Mir geht es gut.“

Interkulturelle Kompetenz:

Mitrbeiterinnen und Mitarbeiter der Seemannsmission kennen die kulturellen Hintergründe der Seeleute. Sie wissen um die Lebens- und Arbeitswelt an Bord. Sie erleben in der Begegnung, was es heißt auf dem Schiff mit den verschiedenen Kulturen, Religionen und sozialen Stellungen zusammenzuleben. Sie hören und sehen welche Ängste und Hoffnungen es gibt und wie wir bei Konflikten vermitteln können.

Die Seeleute kennen uns – Ressource Vertrauen

Größte Ressource ist das Vertrauen der Seeleute in unsere Mitarbeitenden. Seeleute kennen uns aus den Seemannsclubs, Seemannshotels und -heimen, aus den Seafarers Lounges (für Kreuzfahrt) und von Bordbesuchen. Sie schätzen das Angebot sehr und wissen: da ist jemand, dem ich vieles anvertrauen kann. Die anderen an Bord sind Arbeitskolleginnen und -kollegen. Da ist nicht unbedingt jemand dabei, mit dem man über persönliche Dinge reden möchte. In den vier bis neun Monaten auf dem Schiff ist das soziale Umfeld begrenzt. Den Leuten von der Seemannsmission erzählen sie eher, was sie belastet oder was sie auf dem Herzen haben. Mit jemandem darüber reden zu können, erleichtert und gibt Kraft.

Sichere Online Plattform für Chat und Seelsorge DSM.Care

Seeleute können erfahrene Mitarbeitende der DSM online rund um die Uhr auf der Chat-Plattform dsm.care kontaktieren. Dort sind Port Chaplains (Hafenseelsorger), die sie auch aus den Häfen und unseren Einrichtungen kennen. Über alles, was sie auf dem Herzen haben, können sie mit ihnen sprechen. Es ist ein einfaches Gespräch möglich oder auch digitale Seelsorge. Der Chat ist auf Englisch oder Deutsch möglich. Dieser Chat ist natürlich vertraulich und technisch sicher.
Mehr Infos auf der Unterseite dazu: Chat für Seeleute

Logo für den Chat für Seeleute dsm.Care 
DIe Buchstaben DSM durchsichtig in einer Wolke, im Punkt ist das Ankerkreuz der Seemannsmisssion und runter steht Care

Die Deutsche Seemannsmission verfügt über Expertinnen und Experten für Seeleute an 33 Orten weltweit (darunter 16 in Deutschland). Über das internationale Netzwerk der ökumenischen Seemannsmissionen mit über 1.000 Mitarbeitenden in 500 Seafarers Centres kann sie Hilfe und Unterstützung weltweit vermitteln.  

Seeleute haben einen sehr anstrengenden und gefährlichen Beruf. Schon im Alltag haben sie einen hohe Stressbelastung. Die Arbeit an Bord bringt viele Entbehrungen und anstrengende Bedingungen mit sich. Alles dies nehmen sie auf sich, um ihre Familien zu unterstützen und die Gesellschaft mit Waren zu versorgen.
Die Seeleute verdienen es, dass sie Hilfe erfahren, vor allem dann, wenn sie belastende oder möglicherweise traumatisierende Ereignisse erlebt haben.

Kooperationspartner der DSM im Bereich PSNV

Die DSM unterstützt das Bündnis „United4Rescue“ mit ihrem PSNV-Knowhow.

Infos zur PSNV:

Deutsche Seemannsmission e.V.
Dirk Obermann – Stabstelle PSNV-Koordinator
Mattentwiete 5, 20457 Hamburg
Telefon: +49 40 23 93 69 815
E-Mail: dirk.obermann@seemannsmission.org

Seeleute, die dringend jemanden zum Reden brauchen, können sich über die sichere und vertrauliche Plattform dsm.care 24 Stunden, 7 Tage die Woche melden.

Die DSM wird gefördert und unterstützt durch

Die Buchstaben EKD in Weiß mit rotem Rand und der Text Evangelische Kirche in Deutschland - Logo der EKD
Evangelische Kirche in Deutschland
Die Buchstaben VDR und der Text Verband Deutscher Reeder 

Logo des VDR
Verband Deutscher Reeder
Der Text ITF-Seafarers Trust und darüber das Logo
ITF-Seafarers Trust
In Kopf von einem orangenem Raubtier und der Text vesseltracker.com
Vesseltracker.com
Der Text Dienststelle Schiffssicherheit BG Verkehr udn darüber ein blauer Anker mit deutschen Flaggen - Logo der BG Verkehr
Dienststelle Schiffssicherheit BG Verkehr
Links in schwarz der Bundesadler, daneben eine schwarz rot gelbe senkrechte Linie und der Text  Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Links in schwarz der Bundesadler, daneben eine schwarz rot gelbe senkrechte Linie und der Text Bundesministerium für Arbeit und Soziales
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Links in schwarz der Bundesadler, daneben eine schwarz rot gelbe senkrechte Linie und der Text Bundesministerium für Digitales und Verkehr
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